Neues Zertifikat für verantwortungsvollen Sámi-Tourismus vorgestellt
Entwurf für nachhaltigen und kulturverträglichen Tourismus in Finnisch-Lappland veröffentlicht
Auf der Konferenz der Indigenen Völker im finnischen Inari hat das Sámi-Parlament erstmals den Entwurf für ein neues Zertifizierungssystem präsentiert. Ziel der Initiative ist es, klare Standards für Tourismusunternehmen in Sámi-Gebieten zu definieren und damit ethischen, umweltfreundlichen und kulturell respektvollen Tourismus zu fördern.
Das geplante Zertifikat für verantwortungsvollen Sámi-Tourismus soll künftig Unternehmen auszeichnen, deren Angebote mit Sámi-Werten und ökologischen Grundsätzen übereinstimmen. Gleichzeitig soll es Besucher:innen helfen, authentische Erlebnisse rund um die Kultur und das Leben der Sámi zu identifizieren.
Klare Kriterien und europaweite Relevanz
Tourismusakteure, die bestimmte Anforderungen in den Bereichen kulturelle Sensibilität, Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein erfüllen, können das neue Zertifikat beantragen. Der Entwurf wird derzeit noch vom Vorstand des Sámi-Parlaments geprüft, die finale Version soll später im Jahr verabschiedet werden.
Laut Kirsi Suomi, Projektkoordinatorin für das Zertifizierungsprogramm, soll das System klare Leitlinien schaffen, mit denen sich Unternehmen an den Werten der Sámi-Gemeinschaft orientieren können. Das Projekt wird durch EU-Mittel gefördert.
Wirtschaftliche Chancen für Sámi-Unternehmen
Für viele Sámi ist der Tourismus eine wichtige Einkommensquelle. Das neue Zertifikat soll ihnen helfen, sich in einem wachsenden Markt besser zu positionieren und unverfälschte Angebote von kommerziellen Imitationen abzugrenzen. „Durch die Zertifizierung können wir besser sichtbar machen, wer wirklich nachhaltig und im Einklang mit Sámi-Traditionen arbeitet“, erklärt Tauno Ljetoff, Mitglied des Sámi-Parlaments. Die Kombination aus traditionellen Lebensweisen und verantwortungsvollem Tourismus könne langfristig zu besseren Standards und mehr Respekt führen.
Reaktion auf Fehlentwicklungen im Tourismus
Das neue Zertifikat baut auf früheren Initiativen des Sámi-Parlaments auf – etwa den Prinzipien für verantwortungsvollen Sámi-Tourismus (2018) und dem Verhaltenskodex für Touristen (2022). Beide Maßnahmen entstanden als Reaktion auf Herausforderungen des Massentourismus, darunter:
- Kulturelle Aneignung durch verkleidete Nicht-Sámi
- Umweltschäden, die Rentierhaltung oder Jagd beeinträchtigen
- Ungewollte Fotografie von Sámi-Kindern oder Schulen
Die neue Zertifizierung soll sicherstellen, dass Tourismus in Sámi-Regionen zukünftig fair, lokal verankert und nachhaltig gestaltet wird.
Internationale Aufmerksamkeit für indigenen Tourismus
Die Konferenz in Inari wurde gemeinsam mit der World Indigenous Tourism Alliance und der Universität Lappland veranstaltet. Thematisch stand dabei die Frage im Zentrum, wie indigene Gemeinschaften weltweit ihre Kultur und Natur im Tourismus schützen und gleichzeitig stärken können. Die Veranstaltung läuft noch bis zum 22. Mai und zeigt: Verantwortungsvoller indigener Tourismus ist nicht nur ein regionales Thema, sondern Teil einer globalen Debatte.
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