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Lapplands Wintersaison startet mit Schattenseiten

Geschrieben von Anja | 13.11.2025 08:39:37

Unbezahlte Schulungen, falsche Versprechen: Immer mehr Hinweise auf Verstöße gegen Arbeitsrecht in der Tourismusbranche Finnisch-Lapplands

Kurz vor dem Start der winterlichen Hochsaison werden Gewerkschaften und Branchenverbände in Finnisch-Lappland mit einer steigenden Zahl von Meldungen über problematische Arbeitsbedingungen konfrontiert. Die Servicegewerkschaft PAM und der Hotel- und Restaurantverband MaRa sehen ein Muster: Einige Unternehmen umgehen systematisch gesetzliche Vorgaben und die allgemeinverbindlichen Tarifverträge.

Unbezahlte Schulungen: ein wiederkehrendes Problem

Nach Angaben der PAM mussten zahlreiche neu angeworbene Beschäftigte verpflichtende Einschulungen absolvieren – teilweise mehrere Wochen lang – ohne Bezahlung. In manchen Fällen wurden die Arbeiter sogar noch zur Kasse gebeten. Besonders betroffen seien Menschen aus dem Ausland, die ihre Reise nach Finnland aus eigener Tasche finanzieren. Viele seien mit falschen Vorstellungen angereist, ohne die finnischen Arbeitsrechte zu kennen.

Ein Beispiel: Eine Arbeitnehmerin aus Asien hatte einen Arbeitsvertrag ab Mitte Oktober. Dennoch verlangte ihr Arbeitgeber, zwei Wochen früher zur verpflichtenden Schulung nach Rovaniemi zu kommen – unbezahlt und anschließend auch noch verrechnet.

Ihr Vertrag enthielt zudem einen Stundenlohn, der deutlich unter dem tariflichen Niveau lag.

„Kein neues Phänomen, aber dieses Jahr früher“

Für viele Arbeitskräfte, die monatelang ihre Reise nach Finnland planen und hohe Erwartungen haben, ist die Situation ein Schock: zwei Wochen ohne Einkommen, gleich zu Beginn des Aufenthalts. Die betroffene Asiatin hat inzwischen einen neuen Job gefunden; ihr alter Arbeitgeber ist der Gewerkschaft bereits wegen wiederholter Vertragsverstöße bekannt.

Branchenverband: „Eine kleine Minderheit verursacht großen Schaden“

MaRa-Geschäftsführer Timo Lappi warnt davor, die gesamte Tourismusbranche in Lappland über einen Kamm zu scheren. Lappi betont, dass viele der problematischen Betriebe weder Mitglied im Arbeitgeberverband sind noch Tarifverträge einhalten. Die großen, etablierten Anbieter würden sich dagegen an die Vorgaben halten, die schwarzen Schafe seien eine kleine, aber sichtbare Minderheit.

Mehr zu den Arbeitsbedingungen in Finnisch Lappland.

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