Ein außergewöhnliches Ereignis in Schwedisch-Lappland: Die berühmte rote Holzkirche von Kiruna wird versetzt. Das 113 Jahre alte Bauwerk, mehrfach zur schönsten Kirche Schwedens gewählt, wurde von seinem Fundament gehoben und auf einen Spezialtransporter gesetzt. Innerhalb von zwei Tagen rollt sie nun fünf Kilometer in das neu entstehende Stadtzentrum von Kiruna.
Der Hintergrund ist die fortschreitende Ausdehnung der größten unterirdischen Eisenerzmine der Welt. Durch Senkungen im Boden muss ein großer Teil der Stadt verlegt werden. Der staatliche Bergbaukonzern LKAB organisiert die Umsiedlung von rund 6000 Menschen und etwa 3000 Häusern. Das neue Rathaus wurde bereits eröffnet, weitere Gebäude folgen.
Für viele Einheimische ist die Kirche mehr als nur ein Gebäude. „Die Kirche ist die Seele Kirunas“, sagt Pfarrerin Lena Tjärnberg. Freude über die Rettung mischt sich jedoch mit Wehmut über den Abschied vom ursprünglichen Standort.
Für die samische Bevölkerung bedeutet der Umzug zugleich eine Erinnerung an tiefgreifende Veränderungen in ihrer traditionellen Rentierhaltung. „Mein Urgroßvater sagte schon vor 50 Jahren, dass die Mine unsere Lebensweise auffressen wird. Er hatte recht“, erklärt Lars-Marcus Kuhmunen von der Gabna-Samengemeinschaft.
Das Großprojekt umfasst den Abriss, Wiederaufbau oder Transport zahlreicher Gebäude. Ziel ist es, den Bergbau für Jahrzehnte zu sichern und neue Lagerstätten, darunter seltene Erden, die für Europas Energiewende wichtig sind, zu erschließen.
„Die Kirche ist ein starkes Symbol für diesen Stadtumbau“, betont Bürgermeister Mats Taaveniku. „Wir sind auf halbem Weg. In zehn Jahren wird der Umzug abgeschlossen sein.“
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